Liebe und Nähe gehören für die meisten von uns zusammen, denn natürlicherweise möchten wir denen, die wir lieben, auch nahe zu sein. Ich habe aber immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es nicht mit jedem Wesen oder jeder Person möglich ist, meine Liebe im Vollkontakt zu leben. Manchmal ist es nötig, auf Distanz zu gehen, um weiter lieben zu können. Und eigentlich müsste das gar kein Problem sein, denn Distanz ist eine wechselhafte Größe und nie in Stein gemeißelt. So kann nach der Distanz auch wieder Nähe folgen. Aber die meisten von uns verbinden Distanz automatisch mit Trennung. Und bei dem Gedanken an Trennung kommt die Angst ins Spiel: die schmerzliche Angst zu verlieren, die Angst, allein zu sein, die Angst, verlassen zu werden. 

Ich habe in den letzten Jahren lernen dürfen, dass Distanz gut und förderlich für ein Wir sein kann. Inzwischen spiele ich zum Beispiel immer öfter ganz bewusst mit dem Abstand zwischen meinem Anthony und mir, real und emotional. Es gibt immer wieder Phasen, in denen ich bewusst auf Distanz zu Anthony gehe, genauso, wie er auch zu mir. Und jedes Mal tut es uns gut, … sofern ich nicht in die Angst gerate und festhalten will. Dann gelingt es mir, den Freiraum für mich selbst zu nutzen und zu genießen. Das wiederum schenkt mir die Erfahrung, dass Abstand keine ultimative Entscheidung ist (oder sein muss), sondern eher so etwas ist wie Wasser: frei fließend. Und der Abstand bietet mir die Möglichkeit, jedes Mal ein bisschen besser für mich selbst zu sorgen, um dann auch wieder mehr für ihn da sein zu können, und zwar auf eine gute Art.

Was für ein weiser Lehrer mein Anthony doch ist.

Liebe und Distanz