Immer wieder neu begegnen

Wie beim ersten Mal!

Überleg einmal, wie es ist, wenn Du einem Pferd zum ersten Mal begegnest: Wir sind offen und interessiert und auf eine zarte Weise neugierig auf dieses noch unbekannte Wesen. Wir nähern uns ihm behutsam, denn wir wollen es nicht verschrecken. Wir reden leise, bewegen uns sacht und sind aufmerksam. Wir setzten nichts voraus und stellen noch keine Forderungen – wir lassen in diesem Moment das zu, was ist. Es ist das, was ich den Zauber der ersten Begegnung nenne. Und den erleben wir meist auch dann noch, wenn wir zum ersten Mal mit einem Pferd arbeiten: Wir erwarten noch nichts, sondern versuchen erst einmal herauszufinden, wie es mit diesem Pferd so ist. Sprich: Wir sind meist sehr achtsam diesem noch so neuen Wesen gegenüber.

Wenn wir ein Pferd dann aber länger kennen, verändert sich das leider oft sehr. Schließlich „kennen“ wir das Pferd dann. Wir erwarten und fordern, ohne unsere Motive oder Art noch groß zu hinterfragen, und nehmen uns immer weniger Zeit, uns erst einmal auf unser Pferd einzustimmen und herauszufinden, wie es ihm an diesem Tag geht und welche Signale es uns vielleicht sendet. Und eigentlich ist das sehr schade (und auch das gilt mal wieder nicht nur für Pferde …).

Ich habe zu diesem Thema eine kleine Übung für Dich, die aus meinem Buch „10 Wege zu meinem Pferd“ stammt, probier sie doch einmal aus:

Wir können uns immer mal wieder vornehmen, heute nichts gewohnheitsmäßig zu tun, sondern – bevor wir zu unserem Pferd gehen – erst einmal innezuhalten und uns bewusst auf die Begegnung zu freuen. Bleiben wir doch erst einmal mit etwas Abstand vor unserem Pferd ste­hen und nehmen es zunächst nur wahr: Wie wirkt unser Pferd in diesem Moment? Wie schaut es zu uns? Welche Position haben seine Ohren? Wie reagiert es auf uns? Wie darauf, wenn wir leise seinen Namen rufen? Solche kleinen Achtsamkeitsübungen lassen sich auch im Alltag mit dem Pferd einbauen, zum Beispiel beim Putzen, beim Satteln, bei der Bodenarbeit, beim Ausreiten – einfach kleine Momente des Innehaltens und der achtsamen Wahrnehmung, die uns unser Pferd immer wieder neu entdecken lassen.

Zuerst erschienen auf www.tania-konnerth.de

2 Kommentare

  1. Susi

    LIEBE Tanja,du schreibst mir so aus dem Herzen!Wenn ich sehe,wie die Pferde oft aus der Box gezerrt werden,sie warteten auf ihr Futter,nun ist’s da,2Happen gefuttert,dann kommt der Mensch,JETZT will er reiten,jetzt ist Springstunde….ohne Begrüßung,lieblos wird das Pferd nun am Putzblatt angebunden,“gschwind“geputzt,gesattelt u.dann noch 20Min.alleine u.verlassen stehen gelassen,da z.B.die Sprünge noch aufgebaut werden oder der Reiter noch bei einer Zigarette ein Schwätzchen hält….Hauptsache,das hungrige(!!!)Pferd ist sodann fix und fertig u.es kann sogleich los gehen….es ist so furchtbar,was ich tagtäglich sehen muss,doch es ist ein Stall mit Sportpferden,Turnierambitionen,das Pferd ist Sportgerät,allzeit verfügbar und bereit!?All diese Personen sollten auch vom vollen Teller hungrig weg gezerrt,angebunden,mit Gewichten versehen u.stehen gelassen werden!Und ich bin hilf- und machtlos!!Deine Texte,Gedanken, Inspirationen sind so wunderbar, dafür danke ich dir sehr!!Ich verfasste neulich ein Gedicht für die calm horse academy u.gewann damit ein online-Seminar,darf ich es euch auch zusenden – ich will nichts dafür gewinnen,ich möchte euch lediglich meine Gedanken zur Pferdehaltung u.dem Umgang mit diesen wunderbaren Tieren mitteilen!Wohin kann ich es schicken? Herzliche Grüße,eure Susi

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    • Tania

      Oh, Du kannst es mir gerne per Mail schicken – oder Du schreibst es gleich hier als Antwort? Wie Du magst 🙂

      Lieber Gruß,
      Tania

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