Mit unseren menschlichen Interpretationen ist das ja immer so eine Sache, aber meine ganz persönliche Erfahrung ist die, dass die allermeisten Pferde (und das dürfte wohl auch über die Pferdewelt hinaus gelten) in einer Beziehung zum Menschen „gefallen“ möchten. Sicher gibt es auch ausgesprochen unabhängige Exemplare, aber die allermeisten von ihnen möchten ihre Sache richtig und gut machen, sie möchten etwas geben und sie genießen es, wenn sich ihre Menschen freuen, denn dann fühlt sich das Miteinander gut an.
Nun spüren aber gerade solche Pferde, die von uns als „schwierig“ empfunden werden oder auch die klassischen Sorgenkinder, die ständig krank sind, sehr genau, dass sie ihrem Menschen manchmal (oder eben auch oft) nur wenig geben oder Freude machen können. Vielmehr machen sie das, was wir als „Schwierigkeiten“ empfinden, verhalten sich auf eine Weise, die uns wütend oder ängstlich werden lässt oder lösen auf eine andere Art Ungutes bei uns aus, wie zum Beispiel (Dauer-)Sorgen. Und das macht meinem Eindruck nach wiederum diese Pferde unglücklich.
Das zu erkennen, war ein echter Schlüssel im Verhältnis zu meinem Anthony. Als mir klar wurde, dass er das Gefühl haben musste, dass ich nicht „glücklich“ mit ihm war,
- weil mich entweder ständige Sorgen quälten oder
- weil ich darunter litt, dass ich nicht an ihn herankam, oder
- weil ich mich immer wieder provoziert von ihm fühlte und dadurch manchmal wütend und ungehalten wurde oder
- weil ich traurig darüber war, dass ich immer öfter dachte, dass ich einfach nicht der richtige Mensch für ihn bin,
konnte ich dieses Muster durchbrechen.
Erst von diesem Zeitpunkt an wurde es mir möglich, die vielen tollen Sachen an ihm wirklich zu würdigen. Sie also nicht nur vom Verstand her zu erkennen, damit ich meinen Fokus und damit unser Verhältnis verändern kann, sondern sie wirklich als etwas Schönes, manchmal Zauberhaftes, oft Witziges oder Rührendes in mir zu fühlen. Von da an geschah das, was mir inzwischen unerlässlich scheint für ein tiefes Miteinander: echte Annahme.