Den Leitsatz, den ich für meine Webseite nutze – „Gutes Schreiben lässt fühlen.“ – habe ich das erste Mal 2010 für mich gefunden. Damals hörte ich das Hörbuch „Love And Other Impossible Pursuits“ von Ayelet Waldman und es machte mir sehr bewusst, was für mich der Kern guten Schreibens war und ist: Es ist die Kunst, nicht zu beschreiben, sondern spür- und erlebbar zu machen, also nicht zu behaupten, sondern die Leserschaft zum Fühlen zu bringen.

Richtig gute Texte sind für mich solche, die nicht nur meinen Kopf erreichen, sondern vor allem meinen Bauch. Die also nicht die Kette: „Beschreibung – Inneres Bild – Rückschluss – Erkenntnis“  auslösen, sondern die direkter vorgehen:

Worte = Gefühle.

In dem besagten Buch trauert eine Frau um ihr verstorbenes Baby und noch bevor man überhaupt weiß, welchen Verlust diese Frau erlitten hat, ist man schon selbst traurig. Man fühlt den Schmerz und die Verbitterung, nicht weil man gesagt bekommt, dass die Figur Schmerz empfindet und verbittert ist, sondern weil die Stimmung bzw. die Stimmlage der Worte schmerzlich und verbittert ist. Weil man mitten hinein in den Schmerz und in die Verbitterung geführt wird.

Um so etwas erreichen zu können, davon bin ich überzeugt, muss ich mutig genug sein, das jeweilige Gefühl, das ich auslösen will, selbst zu durchdringen. Und das macht Schreiben für mich so intensiv. Ich kann Schmerz nur dann durch meine Sätze vermitteln und auslösen, wenn ich bereit bin, mich selbst in den Schmerz zu begeben. Dann kann ich ihn in Sprache fließen lassen. Dann schreibe ich nicht mehr: „Sie war unendlich traurig“ (was eben nur eine Beschreibung, ja, letztlich sogar nur eine Behauptung ist), sondern ich schreibe einen Text, der die Leser/innen weinen lässt.

Und das gilt für jedes andere Gefühl auch.

Gutes Schreiben – Tania Konnerth